Funktionäre um ARD-Chef Tom Buhrow „haben kein Vertrauen mehr“ in die RBB-Führung

Stand: 15:13 Uhr|  Lesezeit: 3 Minuten 

“Die Einsparungen sind enorm und dann hat die Führungsebene großen Spaß” „Sie nennen es einen Zielbonus. Am Ende des Tages hat Schlesinger mehr als einen Gehaltsscheck bekommen“, sagt Kayhan Özgenc, Chefredakteur von Business Insider, zum Fall Schlesinger. Im WELT-Interview verrät er, was sein Team über das bisher geheime Bonusprogramm des RBB für Führungskräfte herausgefunden hat. Der Fall um die gefeuerte Rundfunksprecherin Patricia Schlesinger entwickelt sich weiter. Nun berichten ARD-Intendanten, dass das Vertrauen in die aktuelle Führung des RBB verloren gegangen sei. Der Grund: Unkenntnis des umstrittenen Bonussystems für Führungskräfte. Die Intendanten der ARD haben das Vertrauen in die bisherige Führung des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) bei der Bearbeitung des Falls um die entlassene Rundfunksprecherin Patricia Schlesinger verloren. „Wir, die Verantwortlichen der ARD, haben nicht mehr das Vertrauen, dass die Senderleitung die verschiedenen Vorfälle schnell genug aufarbeiten kann“, sagte ARD-Chef Tom Buckhrow am Samstag. Nach dpa-Informationen soll die mangelnde Ausbildung bei dem umstrittenen System der Sozialleistungen für Führungskräfte eine Rolle gespielt haben. Aus ARD-Kreisen war zu hören, dass es nach dem Intendantenwechsel teilweise ganz neue Informationen zu Vorwürfen gegen den RBB gab, die zuvor vom Sender nicht in die Runde geteilt worden waren. Tom Buhrow, Präsident der ARD, spricht auf einer Pressekonferenz nach der Sitzung der Intendanten der ARD Sie: pa/dpa/Oliver Berg Damit wächst auch innerhalb der ARD der Druck auf die Führungsriege um Vorstandschef Hagen Brandstätter, sich zurückzuziehen. Die ARD-Gemeinschaft mit ihren neun Landesrundfunkanstalten legt traditionell großen Wert auf Geschlossenheit und das Auftreten mit einer Stimme. Noch bemerkenswerter ist die Position, die jetzt die ARD-Häuser teilen. Lesen Sie auch Kurz zuvor hatte Rundfunkratspräsidentin Friederike von Kirchbach ihren sofortigen Rücktritt aus dem RBB-Aufsichtsrat angekündigt. Der RBB-Vorstand wird am Montag zusammentreten, um über die konkrete Vertragsauflösung des gestürzten Direktors Schlesinger zu beraten. Buhrow, der auch Intendant des Westdeutschen Rundfunks (WDR) ist, sagte zu seiner Amtszeit als ARD-Chef: „Wir wollen ein Zeichen setzen: Wir wollen helfen, den Sender zu stabilisieren und wieder Vertrauen aufzubauen, damit berechenbare Transparenz möglich wird. wiederhergestellte Eingabestrukturen. Wir sind davon überzeugt, dass diese Verwaltung immer unruhiger wird.” Auch beim RBB wird es unter den Arbeitern immer unruhiger, statt ruhiger. Buhrow fügte hinzu: „Es sieht so instabil aus, dass man sagen könnte, dass die Strukturen des RBB auseinanderzubrechen drohen.“ Lesen Sie auch Der Vertrauensverlust hat auch Folgen für Manager-Meetings. Buhrow erläutert: „Wir wurden von der Geschäftsführung gebeten, uns bei Einzelfragen ohne RBB zu beraten. Aber das kann und soll in der ARD nicht zum Dauerzustand gemacht werden. Die gesamte Krise beim RBB dreht sich um Vetternwirtschafts- und Stimmungsvorwürfe gegen den zurückgetretenen und abberufenen Direktor Schlesinger und den zurückgetretenen Chefprüfer Wolf-Dieter Wolf. Die Vorwürfe drehen sich um Vereinbarungen zwischen den beiden über Schlesingers Gehalt, das noch nicht vollständig offengelegt wurde.

Teures Firmenauto mit Massagesitzen und privatem Chauffeur

Es gibt ein umstrittenes Prämiensystem für die Führungskräfte des Senders, das erst auf öffentlichen und internen Druck für Topmanager bekannt wurde. Schlesinger erhielt außerdem eine deutliche Gehaltserhöhung von 16 % auf 303.000 €. Abendessen für Gäste in ihrer Privatwohnung sollen mit angeblichen Falschrechnungen auf Kosten des RBB abgerechnet worden sein. Auch die Umgestaltung der Chefetage des Senders für 1,4 Millionen Euro sorgte für Empörung, die Mitarbeiter sind sauer, weil gleichzeitig beim RBB-Programm gespart wurde. Auch ein teurer Schlesinger-Dienstwagen mit Massagesitzen und privatem Chauffeur sorgte für Aufsehen. Auch Schlesingers Ehemann und „Spiegel“-Journalist Gerhard Spörl erhielt Aufträge von der staatlichen Messe Berlin, bei der Wolf auch Chefrevisor war. Hinzu kommen umstrittene Beratungsaufträge für ein RBB-Bauvorhaben, die aus Wolfs Umfeld stammen sollen. Schlesinger und Wolf haben die Vorwürfe gegen sie bestritten. Lesen Sie auch Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen Schlesinger, Spörl und Wolf wegen des Verdachts der Untreue und Vorteilsnahme. Für alle drei gilt die Unschuldsvermutung. Eine externe Anwaltskanzlei untersucht die gesamte Affäre, die den RBB in eine beispiellose Krise geführt hat. Die Messe wird derzeit auch intern untersucht.