Medikamente fehlen: Kliniken und Krankenhäuser stehen vor Problemen
Aus verschiedenen Gründen herrscht in der Schweiz ein Mangel an Arzneimitteln. Der Mangel an Pillen für Suchtkranke oder Schwerkranke bedeutet eine mühevolle Suche nach Ersatz. Die Arzneimittelversorgung in der Schweiz ist mit grossen Schwierigkeiten konfrontiert. IMAGO/Design-Bilder
Mehrere Arzneimittelhersteller kämpfen mit Produktionsproblemen oder nehmen Medikamente vom Markt, weil sie sich nicht mehr rentieren. Dies führt zu Versorgungsschwierigkeiten, beispielsweise in der Behandlung von Suchtkranken. Weil es an Schmerzmitteln für Kinder wie Ibuprofen mangelt, überlegen Krankenhäuser, sie selbst herzustellen.
Den Suchtkliniken geht Antabus aus, ein wichtiges Entwöhnungsmittel für Alkoholiker, schreibt die «NZZ am Sonntag». Eine ungenannte Quelle soll der Zeitung bestätigt haben, dass eine Schweizer Suchtklinik mitten in der Behandlung auf ein anderes Medikament umstellen musste. Aufgrund von Qualitätsproblemen in einer Fabrik hatte der Pharmahersteller Mepha das Medikament bis November verfügbar. Im Fall von Antabus könnte die Klinik die Tabletten bei einem anderen Hersteller bestellen, weil das Patent auf den Wirkstoff abgelaufen ist. Das Problem? Mepha ist der einzige Hersteller in der Schweiz. «Die Versorgungslage mit Medikamenten verschlechtert sich seit Anfang Juni stetig», berichtet «NZZaS» Enea Martinelli, Chefapothekerin der Berner Spitalgruppe FMI. Neben Lieferengpässen würde er sich auch Sorgen machen, wenn Medikamente vom Markt „verschwinden“. Seit April gibt es sieben Präparate – mit Folgen für Patienten. Dies geschieht bei älteren Rezepturen, wenn deren Herstellung nicht mehr wirtschaftlich ist. Dies ist auch ein Problem bei Erkältungen für Kinder.
Drei Gelder für Patienten fehlen seit Monaten ernsthaft
Drei zugelassene Medikamente, die Opioide mit spezifischer Wirkungsweise enthalten, sind seit Monaten nicht mehr verfügbar – mit Folgen für Schwerkranke. Seit März setzt der Bund die Pflichtreserven ein. Diese Notstandsvorsorge wurde eigentlich nur für drei Monate angelegt. Die Zahl der nicht verfügbaren Medikamente hat sich in fünf Jahren verdoppelt. Darunter 77 von der Weltgesundheitsorganisation als unentbehrlich eingestufte Arzneimittel. Ein weiteres Problem: In der Schweiz gebe es keine Datenbank zur Versorgungslage, so die «NZZaS» weiter. Die Bundesregierung hat es versäumt festzustellen, welche Medikamente mit der Bereitstellung von Gesundheitsleistungen zusammenhängen.
Das Expertenteam sollte es beheben
Eine Expertengruppe mit Vertretern des Bundes, der Kantone, der pharmazeutischen Industrie und Experten aus den Spitälern hat kürzlich damit begonnen, Vorschläge zur Versorgungssicherheit bis Ende Jahr zu erarbeiten. Als sich das Problem verschlimmert, kauft die Insel-Krankenhausgruppe Berichten zufolge Ibuprofen-Sirup für Kinder im Ausland ein. Darüber hinaus wird über eine Eigenproduktion nachgedacht, wenn Medikamente längere Zeit nicht verfügbar sind. Auch diese wird vom Kantonsspital Aarau gesteuert. (sys)