Schulen und Kindergärten melden sich schneller als bisher
Wenn die Polizei gerufen wird, ist meist mehr los, weil sie erst dann eingreift. Wer im Gesundheitswesen arbeitet, sollte auch blaue Flecken oder andere Anzeichen erkennen können, sagt Jürgen Hartmann. Andererseits lobt er Schulen und Kindergärten. Sie würden Verdachtsfälle nun schneller melden als bisher. Nach einer Meldung erfolgt eine Gefährdungsbeurteilung durch die Landesbehörde. Was dann passiert, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. „Alles ist schwierig trotz des Willens der Erziehungsberechtigten. Befinden wir uns jedoch im Gefahrenbereich, wo der Schutz des Kindes im häuslichen Umfeld nicht mehr gewährleistet ist, sprechen wir von Vollerziehung. Das bedeutet, das Kind aus dem familiären Umfeld herauszunehmen“, erklärt Hartman. In einem solchen Fall ist es auch wichtig, mit den Eltern in Kontakt zu bleiben.
Es besteht Bedarf an Pflegeeltern
Innerhalb von zwei Jahren sank die Zahl der bei Pflegeeltern untergebrachten Kinder um 40. „Das liegt daran, dass es weniger Pflegeeltern gibt“, sagt Jürgen Hartmann. Der Bedarf wäre vorhanden. Das Thema Personal ist für das Wohl der Kinder und Jugendlichen genauso wichtig wie überall sonst. Kinder- und Jugendanwalt Christian Netzer hofft, dass der Personalmangel die Kinder nicht belastet, sondern anderweitig kompensiert werden kann. „Im Moment kommt man gerade so über die Runden“, sagt Netzer.
365 Kinder werden betreut
Nicht alle Kinder und Jugendlichen, die einen Platz in einem Heim oder bei Pflegeeltern in Vorarlberg brauchen, werden untergebracht, aber die meisten schon. Neben Pflegeeltern gibt es auch die Möglichkeit, Kinder in Einrichtungen aufzunehmen. 365 Kinder wurden im Vorjahr in Einrichtungen und bei Pflegeeltern betreut und fünf Kinder in einer Einrichtung im Ausland untergebracht. Früher waren es noch viel mehr. Nach schlechten Erfahrungen vor einigen Jahren versucht das Land nun, diese Zahl im Sinne des Kindes- und Jugendwohls so gering wie möglich zu halten.
Von der Elternberatung bis zur Kindervermittlung
Die Arbeit der Kinder- und Jugendhilfe reicht von der Erziehungsberatung bis zur Vermittlung von Kindern in Pflegefamilien. Knapp 14,5 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr für die Pflegehilfe ausgegeben, die Kosten für die Kindererziehung bei Pflegeeltern beliefen sich auf etwas mehr als zwei Millionen Euro. Größter Kostenblock war die Ausbildung in festen Einrichtungen mit 18 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr wurden fast 9.000 allgemeine Elternbesuche in Elternberatungsstellen der Kinder- und Jugendhilfe durchgeführt. Rund 7.000 Nächte in Mutter-Kind-Wohnungen und mehr als 300 Nächte in Jugendnotunterkünften wurden in Anspruch genommen.